Musik ist Heimat für die Seele

Heimat ist nicht nur der mit einem besonderen Gefühl verbundene Ort, der im Leben eines Menschen eine bedeutsame Rolle spielt. Viele Menschen machen in dieser Zeiten die bittere Erfahrung, ihre Heimat verlassen zu müssen, weil sie vor kriegerischen Auseinandersetzungen und Zerstörung fliehen oder aus ihren angestammten Gebieten vertrieben werden. Das Land, den Ort, das Haus, Hab und Gut muss man oft zurücklassen. Aber was man immer mitnehmen kann, gewissermaßen als unverlierbaren Schatz der Seele, das ist die Musik, sind die Texte und Tänze, die einem vertraut sind und in denen sich das heimatliche Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit wie in einem kostbaren Gefäß aufbewahren und an die neuen Orte mitnehmen lässt.

Dieses war auch sehr deutlich zu spüren, als Victoria Liese von der Ukraine-Hilfe am Sonntagmittag mit einigen ukrainischen Familien Lieder und Tänze ihrer Heimat erklingen liessen. Die Innigkeit der Melodien und Worte, waren auch bei denen deutlich zu spüren, die als Zuhörer gekommen waren und die ukrainische Sprache nicht verstanden. Aber die Musik half, die Barrieren zu überwinden. Wer den Klängen nachspürte, konnte vor dem inneren Auge Bilder vom Miteinander feiern in friedvoller Atmosphäre eine Dorfes entstehen lassen. Mit Traurigkeit über das Verlassene und Sehnsucht nach dem Vertrauten erfüllte die Musik den Vorplatz des Mehrgenerationenhauses „Familienzentrum Leuchtturm“. Aufgrund der neu entstandenen Kooperation zwischen dem Mehrgenerationenhaus und unserem Verein ergab sich ein guter Ausweichort, um den ukrainischen Beitrag zu den Tagen der offenen Gärten der Briloner Waldfee nicht dem Regen zum Opfer fallen zu lassen. Denn in einem schnell frei geräumten kleinen Saal konnte eine Gruppe junger Tänzerinnen mit ihrer Grazie und Anmut ihre Ballettaufführung zu einer bekannten Musik gekonnt und erfolgreich aufführen, sehr zur Freude und Stolz der zuschauenden Eltern und unter dem herzlichen Beifall der übrigen Zuschauenden. Bei Kaffee und dem selbstgebackenen Kuchen des Mitarbeiterteams schloss sich noch eine kleine Weile ein geselliges Beisammensein an, das die Sorgen für eine Weile in Vergessenheit geraten ließ. Auch die Regenwolken verzogen sich nach und nach und ließen der ersehnten Sonne und dem Blau des Himmels zunehmend mehr Raum.

Ungewohnte Klänge aus dem Kreishauspark

Wem sonst nur die sonntäglichen Glockenklänge der Briloner Probstei vertraut sind, wunderte sich am letzten Juni-Sonntag über völlig ungewohnte Trommelklänge, die aus dem Kreishauspark wie eine rhythmische Klangwolke bei günstigem Wind bis zum Marktplatz zu hören war. Im Rahmen der offenen Gärten der Waldfee traf sich der Briloner Trommeltreff, verstärkt durch einige erfahrene Trommler einer befreundeten Gruppe aus Bielefeld, im Zelt am Kultur-Garten im Kreishauspark zu einer offenen Trommelprobe. Der Verein Brilon Mittendrin e.V. hatte dazu Gelegenheit geboten im Rahmen des Kulturprogrammes „Gemeinschaftsgärten als Orte interkultureller Begegnung.“ Mit diesem Thema beteiligte sich der kleine Verein, der den KultUR-Garten mit Unterstützung der Stadt vor knapp 2 Jahren initiiert hatte, zum ersten Mal an den beiden Tagen des erfolgreichen Projektes der Briloner Waldfee. „Wir können uns mit den vielem prächtigen Gärten, die sich Jahr für Jahr beteiligen, in keiner Weise vergleichen,“ so Rainer Müller, der Vorsitzende des Vereins. „Uns geht es mit dem Projekt darum, niederschwellige Gelegenheiten zur Begegnung anzubieten. Das ist unser bescheidener Beitrag gegen die Einsamkeit in unsererZeit.“

Leider spielte am Sonntagvormittag der Regen eine missliche Rolle, der viele davon abhielt, der Neugier auf das gemeinsame Trommeln nachzugeben. Die wenigen, die dennoch gekommen waren, bekamen die tolle Gelegenheit, mit ganz einfachen Grundschlägen sich in das gemeinsame Trommeln hineinzufinden. Und zu entdecken, wie einen das gemeinsame Trommeln erfasst, die Anspannung sich langsam legt und einer meditativen Gelassenheit weicht und Freude am Miteinander entsteht.

Wer Interesse und Lust hat, sich auszuprobieren und mit anderen zu trommeln, ist herzlich eingeladen, zu den 14 tägigen Übungsabenden zu kommen.

Die Linde – ein Baum der Poesie

Was steht da auf dem Hügel?

Der Standort bietet sich an! Der Hügel vor dem KultUR-Garten fordert eine Landmarke direkt heraus: Es soll eine LINDE sein! Warum? Dieser besondere Baum mit der ausladenden Krone und den herzförmigen Blättern hat schon immer eine besondere Bedeutung gehabt!
Linden dienen als Heilpflanzen und bieten einen wichtigen Lebensraum für Insekten und Vögel, sie sind sehr langlebig, können mehrere hundert Jahre alt werden und sind deshalb als Baum des Erinnerns beliebt. In vielen Kulturen – so auch in unserer deutschen Kultur – haben Linden eine hohe Symbolkraft. Sie wurden zu besonderen Anlässen gepflanzt und dienten oft als lebendes Denkmal (Goethelinde, Friedenslinde).

Sie stehen für Gerechtigkeit, Liebe, Frieden und Heimat sowie als Plätze der Gemeinschaft. Diese Interpretationen lassen sich noch weit ausführlicher darstellen.* Für uns war jedenfalls klar, es sollte eine LINDE sein.
So pflanzten wir im Herbst 2023 einen kleinen Lindensetzling, der sich verwurzelte und im Frühjahr 2024 gut austrieb. Bis,- ja bis er brutal und mutwillig niedergetrampelt wurde (von wem auch immer,- wir wissen es nicht) Unser Rettungsversuch mißlang, aber das Geschenk eines schon recht ordentlich gewachsenen Linden-Jungbaumes machte Mut, einen neuen Versuch zu unternehmen. Da steht sie nun, die LINDE als Baum der Poesie, – denn sie wird in allen Kulturen die Linden kennen vielfach besungen. Vor erneuten Zerstörungen haben wir sie durch einen Zaun geschützt.

Dieser Tradition wollen wir uns anschließen und unsere LINDE als Ort der Poesie zur Verfügung stellen. Wie kann man sich das vorstellen?
Wir werden kleine regensichere Gefäße am Zaun befestigen, in die jeder Mann und jede Frau ebenso wie Kinder und Jugendliche Texte, ob selbst geschrieben oder kopiert, einlegen können. Vorhandene Texte können auch entnommen werden, um sich daran zu erfreuen. Sozusagen „Poesie zum Mitnehmen“.

Diskriminierende und menschenverachtende Texte werden wir umgehend entfernen.
Wir freuen uns, wenn dieses Experiment gelingt und zeigt, dass unser Ort bereit ist für kulturelle Vielfalt.

*hierzu das sehr lesenswerte Kapitel zur „Tanzlinde“ in Harald Welzers Buch „Nachruf auf mich selbst“, erschienen im S.Fischer Verlag 2021

Schnecken.

Am Anfang steht eine Klarstellung: Schnecken sind allerhöchstens dann gut, wenn sie als „schlüpfrige, kleine Scheisserchen“ an Knoblauch-Kräutersauce und mit Richard Gere in der Rolle des Edward Lewis als Tischnachbar im Sternerestaurant serviert werden.

Aber wir reden hier (leider) nicht von Weinbergschnecken, sondern von den gefrässigen Nacktschnecken, die in diesem Jahr alle, aber wirklich alle Gärten heimgesucht haben. Wie so eine biblische Plage. Auch unsere Hochbeete wurden nicht verschont, eines wurde gar gänzlich kahl gefressen. Vieles wurde probiert, Kupferband, Schafwolle, Tannenzapfen, Holzhäcksel… es hält sich sogar hartnäckig das Gerücht von nächtlichen Schneckenjagden. Der Erfolg war mal mehr, mal weniger bescheiden. Ein Hochbeet wurde mit stark duftenden Kräutern bepflanzt, und das scheint einigen Erfolg gehabt zu haben. Allerdings mit dem Nebeneffekt, das in diesem Beet fast kein Platz mehr für andere Pflanzen vorhanden ist.

Doch jetzt ist die Stunde der guten Vorbereitung auf das nächste Gartenjahr gekommen. Im August und September ist Höhepunkt der Eiablage, bis 500 Stück 1A-Eier legt beispielsweise die Spanische Wegschnecke ab. Und wenn Herbst und Früh-Winter mild werden geht das bis in den Dezember so weiter mit dem Ge-Eier.

Wenn man einen Grossteil davon fände…..

Recherche-Ergebnis: Man kann lebende Weinbergschnecken kaufen. 10 Stück für 12 € + Versand. Und sie die Eier finden und fressen lassen. Zumindest in der Theorie des Internets.

Auf eher konventionellen Garten-Haus-Heimwerker-Seiten wird der Eindruck erweckt, dass es weniger Schnecken im Garten gibt, wenn man ordentlich umgräbt, und sich möglichst wenig darum schert, anderen Nützlingen einen Unterschlupf in Totholz, Astschnitt und Laubhaufen zu bieten.

Je ordentlicher der Garten, je weniger Schnecken!? Gestern Abend schien sich diese Theorie zu bestätigen: Die Abendfeuchte kroch schon langsam in den Garten, als der Verfasserin beim Einsammeln von älterem Grasschnitt in kürzester Zeit sechs der glitschigen Gesellen zu Gesicht kamen. Immerhin diese scheusslichen 6 sind jetzt schon auf dem Weg zum örtlichen Entsorger.

Eine gute Übersicht über das Problem und mögliche Lösungen gibt es hier:

https://www.krautundrueben.de/wirksame-tipps-gegen-schnecken-im-garten-3015

Klein, aber oho – die Briloner Tanzlinde

Noch ist sie zu klein, um zu einer Tanzlinde zu werden. Aber jedes große Projekt hat einmal klein angefangen. Darum braucht der kleine Lindensprößling auf dem kleinen Hügel, um den sich der KultUr-Garten im Kreishauspark sanft schmiegt, auch noch lange besonderen Schutz und liebevolle Aufmerksamkeit. Darauf wies die Schauspielerin Beate Ritter bei ihrem Auftritt im Rahmen des Kulturprogrammes „Gemeinschaftsgärten als Orte interkultureller Begegnung“ am Samstagnachmittag hin.

Sie brachte zahlreiche Worte in Erinnerung, in denen sich das Wort lind oder Linde findet. Von der Linderung, über den Lindwurm, der Gerichtslinde, der Sieglinde bis zum gelinde gesagten entspann sich ein überraschender Wörterbogen, der die Bedeutsamkeit der Linde in unserem Sprachschatz andeutete.

Dann trug sie einen Auszug über die Tanzlinde aus dem Buch von Harald Welzer, ‚Nachruf auf mich selbst‘ vor, den sie auf die örtlichen Gegebenheiten des seit 2022 liebevoll entwickelten Gartenprojektes des Vereins Brilon Mittendrin e.V. abgestimmt hatte. Zur großen Überraschung des Zuhörerkreises, der sich um sie und die kleine Linde auf dem Hügel in der warmen Nachmittagssonne geschart hatte, wies sie darauf hin, dass nicht unter, sondern in einer Tanzlinde getanzt wurde. Dort, wo einer Tanzlinde Zeit zum Wachsen und Gedeihen über Genrationen gegeben wurde, hat man im Baum, im starken Kronenwerk, einen Tanzboden gebaut, der die Menschen zum Tanzen einlud. Das unterscheidet die Tanzlinde von anderen großen Bäumen, die Menschen in den Geschichten ihres Dorfes vor Generationen gepflanzt und gehegt haben. Sie erzählte von einer noch existierenden Tanzlinde in Süddeutschland, deren Tanzboden im Kronenwerk eine Fläche von 80 m² umfasst.

Durch Beate Ritters engagierten Vortrag wurde wieder deutlich, wie sehr Natur und kreative Kultur des Menschen eine heilsame Verbindung eingehen können, wie es schon über viele Generationen vertraut und selbstverständlicher Bestandteil des Lebens war. Zu solch guttuenden Erfahrungen will auch der Verein Brilon Mittendrin e.V. mit dem Projekt „KultUR-Garten“ und weiteren kleinen Projekten beitragen.

Noch mehr sehen oder lesen: https://www.tanzlinde-peesten.de/de/home/

Gemeinschaftsgärten-Netzwerktreffen Nr. 6

Kloster Oelinghausen/Arnsberg

Der Blick weitet sich.

16. Juli: Tiefe, schwarze Gewitterwolken! Soll ich wirklich hinfahren, – nach Arnsberg ins Kloster Oelinghausen zum sechsten Netzwerktreffen der Sauerländer Gemeinschaftsgärten ?

Doch! Ich fahre! In der Nähe lebten meine Großeltern. Ich habe nie von diesem Ort gehört! Für mich war das Hüstener Freibad der Ort des Paradieses. Auf der Fahrt ein gewaltiges Gewitter. Die Strassen zentimeterhoch unter Wasser, – Schritttempo ist angesagt.

Beeindruckend, wohin das Navi mich führt: Eine Enklave der Ruhe zwischen Wäldern und Feldern.

Der Freundeskreis „Kloster Oelinghausen“ , Mitglied im Netzwerk, hat in sein Domizil eingeladen, in das wunderbar restaurierte ehemalige Pfarrhaus des Klosters. Es empfängt uns eine beeindruckende Fotoausstellung mit regionalen Motiven, – aufgenommen im Arnsberger Wald.

In einer anschließenden Demonstration werden die Geheimnisse der Duftgewinnung aus Pflanzenextrakten ausführlich vermittelt, bevor ein hochinteressanter Exkurs durch die bewegte Geschichte des Klosters erfolgt.

Besonderes Interesse findet die Geschichte der Kloster-Äbtissinnen. Frauen, die durchaus machtbewußt die Interessen der ihnen anvertrauten Menschen mit diplomatischem Geschick vertraten (jawoll: im Sauerland des 15ten bis 16ten Jhdt.)

Besonders ertragreich – wie immer – bei den Netzwerktreffen der Austausch von Erfahrungen in den Gemeinschaftsgärten von Schneckenplage bis Förderprogrammen. Die Tipps wandern hin und her. Die Initiativen, die bereits etabliert sind, können den „Neuen“ Mut machen und zeigen, dass Beharrlichkeit sich lohnt. Gerade die Verbindung von naturnahen, ökologisch und kulturell wertvollen Gartenanlagen entwickelt sich in den letzten Monaten stetig zu einem besonderen Merkmal regionaler Kulturentwicklung und es ist gut, ein Teil davon zu sein. Die Begleitung und Wertschätzung durch das Kultur.Labor des Hochsauerlandkreises verschafft uns ehrenamtlich Engagierten zusätzlich das Gefühl, an der kulturellen Entwicklung gestaltend beteiligt zu sein.

Mein Resümee

Netzwerktreffen sind Orte des Erfahrungsaustausches, der Selbstvergewisserung und immer wieder gut für die Erkenntnis, welche kulturellen Schätze im Nahbereich zu finden sind.

Man muss sich nur auf den Weg machen!!! Auch durchs Gewitter!

Photocredit: Desiree@NaturRanger

Über die Paradiesgärten des Orients

Mal tief in den Brunnen der Geschichte geschaut:

Wer sich die Mühe macht, und in den tiefen Brunnen der Geschichte steigt, macht mitunter überraschende Entdeckungen. Manches, was in und modern zum Trend geworden ist, taucht in alten Bildern und Beschreibungen als schon längst etabliert und selbstverständliche kulturelle Praxis auf.

Da ging manchem der Zuhörerschar ein Ah und ein Oh auf, als Yousra Mousa aus Winterberg am Samstag im Kreishauspark im wunderschön geschmückten Zelt am KultUR-Garten des Vereins Brilon Mittendrin e.V. über die Traditionen des Paradiesgartens bzw. orientalischer Gärten erzählte. Spannend entfaltete sie einen kulturhistorischen Bilderbogen, der Grundsätze der Lebenseinstellung, der Architektur und der Gartenbaukunst miteinander verknüpfte. Das Wohlbefinden des Menschen sollte in allem im Mittelpunkt der Bemühungen stehen. Gebäude sollten nicht einem Selbstzweck oder dem Ruhm eines einzelnen dienen, sondern dem Wohl aller zu Gute kommen. In reich bebilderten Schautafeln hatte Frau Mousa anschauliche Beispiele zusammengetragen. Von der Schönheit der Alhambra bei Granada in Spanien spannte sie den Bogen bis zur besonderen Bedeutung von Cordoba als Zentrum der Gelehrsamkeit, in dem muslimische, jüdische und christliche Gelehrte friedlich und konstruktiv zusammenarbeiteten und wichtige Werke antiker Autoren für die Gegenwart bewahrten.

Die Bedeutung der großen orientalischen Flüsse Nil, Euphrat und Tigris, Jordan, Indus und Ganges als Lebensadern der orientalischen Kulturen findet sich wieder in den Gartenanlagen, in deren Mittelpunkt immer die Teichanlage als Quelle des Lebens ihren Platz fand. Ein solches Bild verwendeten auch die Autoren eines der biblischen Schöpfungsberichte. Dass auch unter schwierigen geografischen Gegebenheiten die Kultur des Gartens weiterentwickelt wurde, belegte sie mit Beispielen von terrassenartig angelegten Gärten an zum Teil sehr steilen Hängen, verbunden mit einer erstaunlichen Bewässerungskunst. Als eines der 7 Weltwunder der Antike galten bis in die Gegenwart die „Hängenden Gärten der Semiramis“, eine aufwendige Gartenanlage am Euphrat in Babylon, im heutigen Irak.

Abschließend las Frau Mousa noch ein orientalisches Märchen vor. Das Märchen „Der Wundergarten“ erzählt von Freundschaft und der Kraft der Liebe über Generationen. Nach langer Suche und Wanderschaft, wie der Goldschatz einer Familie am besten eingesetzt werden könne, erweist es sich als die Weisheit des Herzens, der geschundenen Natur, am Beispiel vieler in erbärmlichen Käfigen eingesperrter Vögel, wieder die Freiheit zu schenken. Die Frucht dieser neu gewonnen Freiheit ist das Entstehen eines wunderbaren Gartens, der , im Gegensatz zu den geschlossenen Gärten der damals Mächtigen, den Menschen des Volkes zugänglich gemacht wurden. Und so endet das Märchen:

„Bald darauf erreichten der Weise und seine Schüler und Asan und Hasen und ihre Kinder den Garten, und mit ihnen kamen Arme von überall her. Da sprangen die eisernen Schlösser auf, die Tore öffneten sich sperrangelweit und ließen sie ein. Männer und Frauen, alte und junge, und Kinder strömten in den Garten. Sie gingen auf weichen Blütenteppichen dahin, und die Blüten welkten nicht. Sie tranken klares Wasser aus den Aryks, und das Wasser blieb klar und rein. Sie pflückten Früchte von den Bäumen, und die Früchte wuchsen gleich wieder nach. Den ganzen Tag über tönten im Garten die Klänge der Dombra und lustige Lieder und fröhliches Lachen. Und wenn es Abend wurde und Dämmerung die Erde einhüllte, strahlte ein sanftes blaues Licht von den Früchten aus, und die Vögel sangen leise.“

(Quelle: https://gluecklich.maerchenhaft-leben.de/der-wundergarten/)

Ein guter Geist für den Garten

Wer nicht gerade Freund des frühen Vogels und der Würmer ist, tat sich vermutlich etwas schwerer, am Samstagvormittag zum KultUr-Garten des Vereins Brilon-Mittendrin e.V. zu kommen und unter der Anleitung der Waldpädagogin Susanne Kunst kreativ zu werden.

Doch wer kleinere Kinder hat, die sowieso schon morgens aktiv sind und nach Betätigung dürsten, dem kam das Angebot gerade recht. Im Eingangsbereich des Gartens entstand so quasi als Symbol für den guten Geist des Gartens eine Figur aus Naturmaterialien.

Einige Zeit vorher hatte Frau Kunst schon frisch geschnittene Weidenzweige in einer runden Form in die Erde gesteckt. Es war ersichtlich, dass sie angegangen und in der Erde neue Wurzeln gebildet hatten. So formte dann Frau Kunst die Grundfigur. Und Eltern mit ihren Kindern begannen nun, der Grundform eine phantastische Gestalt zu geben. Rankende Blühpflanzen wurden am Boden rund um die Form gepflanzt. Daraus wird sich dann ein blühendes Gewand entwickeln. Aus weiteren Zweigen wurde ein Kopf und Arme geformt. Aus anderem Naturmaterial eine passende Frisur zurechtgezupft. Aus Blüten und farbiger Schafswolle wurden Schmuck und einige Verzierungen für die Bekleidung gebastelt.

Je weiter der Vormittag sich dem Mittag näherte, umso erkennbarer und unverwechselbarer wurde aus einer bloßen Form eine gestaltete Figur. Als am Nachmittag die Briloner Waldfee auf ihrer Tour durch die offenen Gärten auch Station im KultUr-garten machte, lies sie es sich auch nicht nehmen, mit der inzwischen prächtig herausgeputzten Figur ein Foto zu machen, quasi von Fee zu Fee.

Stutzig wurden die Erwachsenen allerdings, als ein Kind fragte: „ Wie heißt denn die neue Fee?“ Darüber hatte noch keiner nachgedacht. Aber vielleicht gibt es ja interessante Ideen. Und wenn man sich genug Zeit nimmt, und der Gartenfee freundlich und tief in die Augen schaut, vielleicht verrät sie ja ihren Namen und flüstert ihn leise in dein Ohr.

Auch das Bündnis für Demokratie war im Garten vertreten und repräsentierte mit einem Beitrag den guten Geist unseres Grundgesetzes. Mit Hilfe von einigen Holztafeln, die zwischen den Hochbeeten die kostbaren Gedanken unseres Grundgesetzes in Erinnerung riefen, wurde sichtbar gemacht, dass auch gute Gedanken wie nahrhafte Früchte sind, die unter Mühen angebaut und schließlich geerntet werden konnten. Von den darin enthaltenen geistigen Nährstoffen leben wir bis heute. Und es wird weiterhin Mühe und Arbeit notwendig sein, die Nährstoffe des Grundgesetzes anzubauen und zu ernten. Denn was geistige Mangelernährung und ausschließliches Fast-Food für die Seele anrichten kann, dafür lassen sich aktuell zahlreiche Beispiele finden.

Gedichte, Akkordeonklänge und Sonnenschein

Das hätte sich Pfarrer Kneipp sicher nicht träumen lassen, von drei Damen umringt, zum Schauplatz eines Gedichtes des Dichters Gumpelshaimer zu werden. Voller Humor und halsbrecherischen Wortschöpfungen ließen die drei Mitglieder des Trios Literat(o)ur aus Meschede für die zahlreichen Zuhörer das Gedicht an der Figur des Pfarrers im Kreishauspark neben dem Teich in der endlich scheinenden Nachmittagssonne lebendig werden. Als sie dann das Lied anstimmten: „So ein Mann, so ein Mann, zieht mich unwahrscheinlich an, ..“, gesellte sich aus dem Zelt am KultUR-Gartenzaun der Klang von 2 Akkordeons dazu, die diese Melodie aufgriffen, und die Akteurinnen und die Zuhörerschaft zur nächsten Station am Eingang des Gartens begleitete. Pfarrer Kneipp hätte ihnen sicher mit einem Lächeln im Gesicht nachgeschaut, bevor er zu seinem nächsten Guss geschritten wäre.

Zahlreiche Menschen hatten am Nachmittag den Weg in den Kreishauspark gefunden. Unter dem endlich strahlenden blauen Himmel folgten sie den drei Frauen auf ihrem literarischen Pfad rund um den KultUR-Garten. Eine spannende Auswahl literarischer Schätzlein und Perlen der Poesie hatten sie ausgewählt. Mit großer Spielfreude, schauspielerischer Präsenz und tragfähigen Stimmen verkörperten sie die Texte und entführten so die Zuhörerschar in die magische Atmosphäre, die plötzlich unter einem Baum, an einer Bank, hinter einer Wegbiegung an einem Gebüsch, an den Hochbeeten im Garten entstand und schließlich zum Ziel an der „Palaver-Bank“ führte. Auf dem Weg zwischen den Texten erfüllte wunderbare Akkordeonmusik den Kreishauspark. Christiane Preckel und Uwe Konetzny hatten zu den Texten passende Musik ausgewählt, mit der sie die Künstlerinnen und die Zuhörerschar auf ihrem Wunder-Wander-Weg rund um den Park begleiteten und inspirierten.

Die anregende und verbindende Kraft des literarischen Weges war auch in den zahlreichen Gesprächsgruppen, die sich im Garten nach der Vorstellung bildeten, ablesbar. Gerne nahm man die Einladung an, die Gespräche am freundlich gedeckten Kaffeetisch im Mehrgenerationenhaus „Familienzentrum Leuchtturm“ bei Kaffee und von den Mitarbeiterinnen selbstgebackenem Kuchen fortzusetzen. Für das Projekt der offenen Gärten hatte sich zwischen dem Verein Brilon Mittendrin e.V. und dem Mehrgenerationenhaus eine tolle Kooperation entwickelt, die weiter ausgebaut werden soll.

KultUR im Garten

Am 29. und 30. Juni 2024 fanden die Tage der offenen Gärten der Briloner Waldfee statt. Wir beteiligten uns mit einem kleinen, aber ziemlich feinen Programm, das die Kulturen verschiedener Länder zeigte. Hier lassen wir die verschiedenen Beiträge in loser Folge nochmals Revue passieren. Von Samstag morgens bis zum späten Sonntagnachmittag haben wir einiges zu Wege gebracht und sind ein bisschen stolz darauf. Daher an dieser Stelle auch ein Danke an alle, die mitgemacht, geholfen und unterstützt haben.